Die ESOP-Bewertung muss für interne und externe Zwecke durchgeführt werden. Dies erfordert häufig die Anwendung komplexer finanzmathematischer Modelle und die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen.

ESOP Bewertungs­modell

Hintergrund

Ein entscheidender Punkt bei der ESOP-Bewertung nach IFRS 2 und ASC 718 ist die Auswahl eines Bewertungsmodells. Der Standard nennt ausdrücklich die Black-Scholes-Merton-Formel (BSM-Formel) und das Binomialmodell. Das IASB legt sich jedoch nicht auf eine der beiden Methoden fest. Es weist vielmehr darauf hin, dass bei der Wahl des Modells Faktoren zu berücksichtigen sind, “die sachverständige, vertragswillige Marktteilnehmer bei der Wahl des zu verwendenden Optionspreismodells in Betracht ziehen würden”. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass andere anerkannte finanzmathematische Modelle, wie die Monte-Carlo-Methode, ebenfalls in Betracht gezogen werden sollten.

Black-Scholes-Modell

Bei der Entscheidung für ein Modell ist es daher entscheidend, dass alle Details des Plans abgebildet werden können. Eine grundsätzliche Ablehnung der BSM-Formel ist sowohl aus finanz-theoretischer als auch aus praktischer Sicht nicht vertretbar. Auch kann keine pauschale Aussage getroffen werden, dass das Binomialmodell in allen Fällen das bessere Modell als die BSM-Formel ist. Der Standard weist jedoch darauf hin, dass die BSM-Formel nur zur korrekten Modellierung sehr einfacher Programme verwendet werden kann. Dies bezieht sich auf die Struktur der Formel, was bedeutet, dass z.B. Bermudan oder American Ausübngsklauseln nicht berücksichtigt werden können. Aufgrund des Trends zu immer komplexeren ESOPs ist die Ablehnung der BSM-Formel in der Bilanzierungspraxis daher verständlich.

ESOP-Bewertung auf der Grundlage des Monte-Carlo-Modells und des Binomialmodells

Das Monte-Carlo-Modell und verschiedene Baummodelle (wie z.B. Binomial- oder Trinomialmodell) bieten weitaus flexiblere Ansätze für die Bewertung von Aktienoptionen. Die flexible Struktur beider Methoden erlaubt es, komplexe Vertragsdetails abzubilden. Ein Beispiel hierfür sind aktienkurs- oder indexbezogene Leistungsziele. Diese Merkmale lassen sich sowohl mit der Monte-Carlo-Simulation als auch mit dem Binomialmodell abbilden. Auch die Möglichkeit der vorzeitigen Ausübung einer Option kann in beide Modelle integriert werden.

Zusammenfassung

Eine generelle Aussage über einen Flexibilitätsvorteil des Monte-Carlo-Modells gegenüber Baummodellen kann nicht getroffen werden. Die Bewertungspraxis zeigt, dass im Zweifelsfall das Modell bevorzugt wird, das die jeweilige Situation am besten abbilden kann. Kommen mehrere Modelle in Betracht, können sowohl die Rechenzeit als auch die Implementierbarkeit als Entscheidungskriterien herangezogen werden. Der Aufwand für die Entwicklung eines geeigneten Modells hängt stark vom Umfang und der Komplexität des jeweiligen Programms ab. Nicht zuletzt erfordert die Umsetzung ein tiefes Verständnis der Finanzmathematik sowie Programmierkenntnisse. In der Praxis stellt dies für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Daher ist es oft notwendig, auf erfahrene Bewertungsspezialisten oder Tools zurückzugreifen.

Vorzeitige Ausübung

Hintergrund

In vielen Fällen werden Aktienoptionen vor dem Ende der Vertragslaufzeit ausgeübt, wenn die vertraglichen Bestimmungen dies zulassen. Aus rein finanzmathematischer Sicht ist eine vorzeitige Ausübung von nicht dividendenberechtigten Aktien in der Regel nicht zu rechtfertigen. Denn der Arbeitnehmer verzichtet auf den Zeitwert der Option, während er bei einem Verkauf sowohl den inneren Wert als auch den Zeitwert der Option realisieren kann. Bei Aktienoptionen für Mitarbeiter ist dies jedoch nicht der Fall. In den meisten Fällen können Aktienoptionen während ihrer Laufzeit nicht verkauft oder übertragen werden. Daher hat der Inhaber nur die Möglichkeit, vor der Fälligkeit einen Bargeldzufluss zu erzielen, indem er die Option ausübt.

Faktoren zur Bestimmung der vorzeitigen Ausübung in der ESOP-Bewertung

Die Möglichkeit der vorzeitigen Ausübung muss im Bewertungsmodell anhand einzelner Faktoren abgebildet werden. Neben der Frage, welche Faktoren das Ausübungsverhalten bestimmen, ist auch entscheidend, wie diese Faktoren im Modell berücksichtigt werden können. Obwohl eine frühzeitige Ausübung einen erheblichen Einfluss auf den Wert der Option haben kann, haben sich bisher nur wenige Studien mit diesem Thema beschäftigt. Über die Faktoren, die das Ausübungsverhalten bestimmen, besteht wenig Konsens. Während Faktoren wie das Ausscheiden aus dem Unternehmen vor Ende der Laufzeit und die fehlende Handelbarkeit einen offensichtlichen Einfluss auf das Ausübungsverhalten haben, muss die Wirkung anderer Variablen genauer analysiert werden. Zu diesen Faktoren gehören erwartete Dividendenzahlungen, erwartete zukünftige Volatilität und vergangene Kursbewegungen. Auch individuelle Faktoren wie die finanzielle Situation, fehlende Diversifikation oder das Risikoverhalten spielen eine entscheidende Rolle.

Modellintegration

Nachdem die Faktoren ermittelt wurden, müssen sie in das Bewertungsmodell integriert werden. Das Modell stützt sich regelmäßig nicht auf die tatsächliche Laufzeit der Option, sondern auf die erwartete Laufzeit. Das bedeutet, dass eine Schätzung des wahrscheinlichen Ausübungszeitpunkts vorgenommen wird (Methode der “erwarteten Laufzeit”). Da diese Methode ausschließlich auf Schätzungen des Managements beruht, ist die Anwendbarkeit der Methode fraglich. Hull und White berücksichtigen die Möglichkeit einer vorzeitigen Ausübung, indem sie ein Verhältnis zwischen dem Aktienkurs und dem Ausübungspreis der Option in einem angepassten Binomialmodell berücksichtigen. Zu einer vorzeitigen Ausübung kommt es, wenn der Aktienkurs zu einem bestimmten Zeitpunkt höher ist als der Zielkurs, der durch das Verhältnis bestimmt wird. Brisley und Anderson vergleichen den Cashflow bei Ausübung mit dem BSM-Wert zu jedem möglichen Ausübungszeitpunkt im Binomialmodell.

Zusammenfassung

Bislang gibt es keinen Standardansatz für die Abbildung der frühzeitigen Ausübung im Rahmen der Bewertung von Aktienoptionen, denn die bisher entwickelten Modelle basieren auf unterschiedlichen Variablen zur Modellierung der frühzeitigen Ausübung. In der Praxis sollte der Ansatz gewählt werden, für den zuverlässige und plausible Schätzungen der zugrunde liegenden Variablen vorgenommen werden können.

Erwartete Volatilität

Hintergrund

Die erwartete Volatilität gibt den Grad der Schwankung des Aktienkurses während eines Zeitraums an. Formal kann dieser Risikoparameter als die annualisierte Standardabweichung der stetigen Renditen der Aktie definiert werden. Die Volatilität stellt einen der stärksten Parameter dar, der die Höhe des Optionspreises beeinflusst. Die besondere Bedeutung der Volatilität für die Bewertung von Aktienoptionsprogrammen wird dadurch unterstrichen, dass die DPR in ihrem Prüfungsbericht 2006 auf die Probleme bei der Ermittlung der Volatilität in der Praxis hinweist. In der Praxis wird die Volatilität tendenziell zu niedrig angesetzt. Dies ist angesichts des nachweislich hohen Einflusses der Volatilität auf den Optionspreis nicht überraschend. Dennoch ist eine sorgfältige Schätzung dieses Faktors bei der Bewertung von Aktienoptionen im Rahmen der Bilanzierung nach dem Standard unerlässlich.

Konzepte der Volatilitätsmessung im Rahmen der ESOP-Bewertung

IFRS 2 befasst sich eingehend mit verschiedenen Faktoren, die zu berücksichtigen sind:

  • die implizite Volatilität
  • die historische Volatilität
  • die Tendenz der Volatilität, zu ihrem langfristigen Durchschnitt zurückzukehren.

Grundsätzlich ist die Verwendung der impliziten Volatilität zu bevorzugen, da sie rein auf Marktdaten basiert und kaum Spielraum für die Bewertung lässt. Bei Unternehmen, für die keine Optionen am Markt gehandelt werden, kann die implizite Volatilität jedoch nicht verwendet werden. In diesem Fall muss die historische Volatilität herangezogen werden. In vielen Fällen bedeutet dies, dass für die erwartete Volatilität die durchschnittliche historische Volatilität des Aktienkurses über einen Zeitraum, der in der Regel der Restlaufzeit der Option entspricht, verwendet wird. Ein häufig auftretendes Problem ist die Berechnung der historischen Volatilität bei neu notierten Unternehmen. In diesem Fall empfiehlt der Standard die “längste Periode, für die Handelsdaten verfügbar sind”.

Herausforderungen bei der historischen Volatilität

Bei nicht börsennotierten Unternehmen hingegen kann die historische Volatilität nicht für Schätzungszwecke verwendet werden. In beiden Fällen sieht der Standard vor, dass die Volatilität vergleichbarer Unternehmen (einer sogenannten Peer Group) bei der Schätzung der erwarteten Volatilität berücksichtigt werden sollte. Ein Vergleich der Volatilitäten börsennotierter Unternehmen zeigt jedoch, dass die historische Volatilität nicht unbedingt mit der tatsächlich eingetretenen Volatilität übereinstimmt. Es zeigt sich, dass über einen Zeitraum von 8 Jahren die anhand der historischen Volatilität geschätzte Volatilität um durchschnittlich 9,8 % von der tatsächlich eingetretenen Volatilität abweicht.

Alternativen

In den letzten Jahren haben sich in der Finanzwelt weitere Modelle etabliert, darunter das EWMA-Modell (exponentiell gewichteter gleitender Durchschnitt) und das GARCH-Modell (generalisierte autoregressive bedingte Heteroskedastizität). Der Vorteil dieser Modelle besteht darin, dass sie der Tatsache Rechnung tragen, dass die Volatilität nicht konstant ist, sondern im Laufe der Zeit schwankt. Diese Modelle haben die grundlegenden Eigenschaften, dass sie u.a. die erwartete Volatilität aus dem aktuellen Wert der Volatilität und dem Schätzer der vorangegangenen Periode(n), d.h. der GARCH- oder EWMA-Gleichung der vorangegangenen Periode, berechnen. Das GARCH-Modell berücksichtigt auch die Tendenz der Volatilität, zu ihrem langfristigen Durchschnitt zurückzukehren. Es ist fraglich, ob sich diese Modelle auch bei der Schätzung der Volatilität im Rahmen der Bewertung von Aktienoptionen durchsetzen werden. Nicht zuletzt muss untersucht werden, ob diese Methoden im Vergleich zu den anderen Modellen eine bessere Vorhersagekraft haben.

Fair Value von Anteilen

Hintergrund

Die Bewertung der gewährten Eigenkapitalinstrumente im Rahmen des ESOP ist auf der Grundlage von Marktpreisen vorzunehmen, sofern solche Preise verfügbar sind (IFRS 2.16). Sind keine Marktpreise verfügbar, ist eine Bewertungstechnik anzuwenden, um “den Preis zu schätzen, der für die Eigenkapitalinstrumente am Bewertungsstichtag in einer Transaktion zwischen sachverständigen, vertragswilligen Parteien erzielt worden wäre. Die Bewertungstechnik muss mit allgemein anerkannten Bewertungstechniken übereinstimmen. Sie muss außerdem alle Faktoren und Annahmen berücksichtigen, die sachverständige, vertragswillige Marktteilnehmer in Betracht ziehen würden (IFRS 2.17).

Herausforderungen bei der ESOP-Bewertung

Bei der Anwendung des Standards im Zusammenhang mit nicht börsennotierten Unternehmen stehen naturgemäß keine Marktpreise zur Verfügung, so, dass geeignete Bewertungsmethoden zur Schätzung herangezogen werden müssen. Grundsätzlich kann eine Vielzahl von Bewertungsmethoden verwendet werden. In der Praxis werden häufig Discounted-Cashflow-Methoden (DCF) und Multiple-Methoden (Multiplikatoren) verwendet. DCF-Verfahren gehen von den Zahlungsüberschüssen der integrierten Unternehmensplanung aus. Diese werden mit einem risiko- und laufzeitadäquaten Diskontierungszinssatz auf den Bewertungsstichtag abgezinst. Bei der Multiple-Methode wird der Wert auf der Basis von Finanzkennzahlen vergleichbarer börsennotierter Unternehmen ermittelt. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Vor- und Nachteile der beiden Methoden aufgeführt.

VorteileNachteile
Multiplikator
  • Einfaches Verfahren
  • Einfach zu verstehen
  • Bewertung auf der Grundlage externer Informationen
  • Genauere Vergleichsgruppe erforderlich (operativ und finanziell)
  • Vorwiegend vergangenheitsorientiert
  • Herausforderungen durch Rechnungslegungsstandards
  • Unzureichende Berücksichtigung von unternehmensspezifischen Chancen und Risiken
Discounted Cashflow
  • Wenig Raum für Manipulation in Bezug auf Cashflows
  • Zukunftsorientierte Ableitung
  • Berücksichtigung unternehmensspezifischer Risiken möglich
  • Hohe Vorbereitungskosten
  • Abhängig von der Verfügbarkeit und Qualität der Unternehmensplanung
  • Starke Einflussnahme hinsichtlich Annahmen zum Terminalwert und WACC

Kritikpunkte bei der ESOP-Bewertung

Die Auswahl der geeigneten Methode muss immer nach Abwägung der Anforderungen und unter Berücksichtigung einer konsistenten Parameterableitung erfolgen. Zu den anwendungsbezogenen Bewertungsansätzen zählt in der Literatur die sog. Multiple-Methode, bei der der Wert eines Unternehmens aus den Markt- bzw. Börsenkursen vergleichbarer börsennotierter Unternehmen oder den tatsächlich realisierten Marktpreisen analoger Transaktionen abgeleitet wird, um die Sicht des Kapitalmarktes abzubilden, was die subjektive Sicht eines Bewerters durch die Objektivität des Kapitalmarktes ersetzen soll.

Zusammenfassung

Die häufige Anwendung der ESOP-Bewertungsmethode wird regelmäßig mit einer leicht verständlichen Umsetzung und nachvollziehbaren Ergebnissen begründet. Im Ergebnis soll diese Methode eine Wertbandbreite liefern, die in Verbindung mit ihrer richtigen Interpretation dem Anwender eine Grundlage für eine mögliche Preisermittlung bietet. Die Multiple Methode zur Ermittlung des Aktienkurses erweist sich in der Praxis als vorteilhaft, insbesondere im Hinblick auf das Zusammenspiel der beschriebenen praktischen Probleme bei der Ermittlung der Volatilität und der Konsistenz bei der Ermittlung der einzelnen Bewertungsparameter. Analog zur Ermittlung der Volatilität in Ansatz zwei bilden vergleichbare börsennotierte Unternehmen den Ausgangspunkt. Dies ermöglicht zum einen eine ausreichende Datenverfügbarkeit und zum anderen die Ableitung des Aktienkurses auf Basis börsennotierter Aktienkurse vergleichbarer Unternehmen innerhalb einer nachvollziehbaren Wertbandbreite.

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