Die Ausübungsbedingungen beziehen sich auf den Prozess, durch den die Mitarbeiter das unwiderrufliche Recht an den gewährten instrumenten erwerben. Einfacher ausgedrückt, ist das Vesting der Mechanismus, der bestimmt, wann die Mitarbeiter tatsächlich Eigentum an den Zuwendungen erwerben.
Über vesting, Startups und Investoren
Vesting spielt eine entscheidende Rolle in der Welt der Startups, insbesondere wenn es um anteilsbasierte Vergütung geht. Für junge Unternehmen, die oft mit begrenzten finanziellen Mitteln arbeiten, ist es eine Möglichkeit, talentierte Mitarbeiter und Mitgründer langfristig ans Unternehmen zu binden. Durch Vesting-Pläne wird sichergestellt, dass diese Schlüsselpersonen über einen festgelegten Zeitraum hinweg schrittweise Anspruch auf ihre Unternehmensanteile erlangen. Das fördert ihre Loyalität und Motivation, das Unternehmen langfristig zum Erfolg zu führen.
Auch für Anteilseigner ist Vesting ein zentrales Element, um ihre Interessen zu schützen. Es sorgt dafür, dass Gründer und Schlüsselmitarbeiter nicht sofort ihren Anteil am Unternehmen erhalten und sich dann zurückziehen. Stattdessen bleiben alle Beteiligten langfristig engagiert und arbeiten kontinuierlich am Wachstum des Unternehmens. Vesting schafft also ein Gleichgewicht zwischen den kurzfristigen Zielen der Gründer und Mitarbeitern und den langfristigen Interessen der Anteilseigner, was für den nachhaltigen Erfolg entscheidend ist.
Zeitbasierte Ausübungsbedingungen
Zeitabhängige Ausübungsbedingungen (Service condition) bedeuten, dass die Begünstigten nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne das unwiderrufliche Recht an den gewährten Instrumenten erwerben.
Beispiel: Ein ESOP könnte einen vierjährigen zeitbasierten Erdienungsplan mit einer einjährigen Sperrfrist haben. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter mindestens ein Jahr lang für das Unternehmen arbeiten müssen, um einen Mindestanspruch auf Optionen zu haben. Scheidet ein Mitarbeiter vor Ablauf eines Jahres aus, erhält er keine Optionen.
Cliff vesting period
Bei Cliff basierten Ausübungsbedingungen gibt es ein einziges, bestimmtes Datum, an dem die Mitarbeiter Anspruch auf einen bestimmten Prozentsatz ihrer Optionen erhalten. Bis zu diesem Datum haben sie keine unverfallbaren Optionen.
Beispiel: Ein ESOP könnte einen dreijährigen Cliff Erdienungszeitplan haben. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter drei Jahre lang im Unternehmen bleiben müssen, bevor ihre Optionen nicht mehr verfallen können. Nach dem dritten Jahr sind alle am Tag der Gewährung gewährten Optionen nicht mehr verwirkbar.
Leistungsbasierte Ausübungsbedingungen
Die leistungsbasierten Bedingungen knüpfen die Ausübbarkeit von Optionen an das Erreichen von im Voraus festgelegten Leistungszielen oder Meilensteinen. Die Erdienung tritt ein, wenn bestimmte Ziele erreicht werden.
Beispiel: Ein Unternehmen könnte seinen Mitarbeitern Optionen auf der Grundlage des Erreichens eines bestimmten Umsatzziels oder eines bestimmten Marktanteils gewähren. Wenn das Unternehmen diese Ziele innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens erreicht, werden die Optionen unverwirkbar, andernfalls können sie verfallen.
Ausübungsbedingungen für Meilensteine
Ausübungsbedingungen für Meilensteine ähneln den leistungsbasierten Bedingungen, konzentrieren sich aber auf bestimmte Unternehmensmeilensteine oder -ereignisse und nicht auf Finanzkennzahlen.
Beispiel: Ein ESOP könnte Meilensteine wie eine erfolgreiche Produkteinführung, das Erreichen einer bestimmten Anzahl von Kunden oder die Expansion in einen neuen Markt beinhalten. Wenn diese Meilensteine erreicht sind, werden die entsprechenden Optionen unverwirkbar.
Gestaffelte Erdienung (graded vesting)
Ratierliche/ lineare Ausübungsbedingungen
Sofortige Erdienung
Bad Leaver vs. Good Leaver: Was das Ausscheiden fürs vesting bedeutet
In der Welt der Start-ups und Unternehmensbeteiligungen sind die Begriffe “Bad Leaver”, “Good Leaver” und “Vesting” entscheidend für die Verteilung von Aktien und die Regelungen rund um den Ausstieg von Gründern oder Mitarbeitern. Diese Konzepte helfen dabei, faire Bedingungen zu schaffen und gleichzeitig das langfristige Engagement zu fördern. Aber was bedeuten sie genau, und wie hängen sie miteinander zusammen?
Good Leaver: Faire Bedingungen bei freiwilligem Ausstieg
Ein “Good Leaver” ist eine Person, die das Unternehmen unter akzeptablen Bedingungen verlässt, wie zum Beispiel aus persönlichen Gründen oder nach Ablauf eines vereinbarten Zeitraums. In solchen Fällen sehen Vesting-Vereinbarungen in der Regel vor, dass der Good Leaver alle oder einen Teil seiner bereits erworbenen (vested) Aktien behält. Die Bedingungen für einen Good Leaver sind fair und berücksichtigen das Engagement, das die Person während ihrer Zeit im Unternehmen geleistet hat.
Bad Leaver: Konsequenzen bei problematischem Austritt
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einem “Bad Leaver” um jemanden, der das Unternehmen unter ungünstigen Umständen verlässt, etwa durch einen Vertrauensbruch, schlechte Leistung oder die Verletzung von Verträgen. Die Betroffenen verlieren in der Regel einen Großteil oder sogar alle ihrer Anteile, selbst wenn diese bereits vollständig “gevestet” waren. Die strengen Regelungen sollen das Unternehmen und die verbleibenden Stakeholder schützen.
Der Zusammenhang zwischen Vesting und den genannten Leaver Formen ist somit zentral für den fairen Umgang mit Aktienbeteiligungen. Durch klare Regeln wird sichergestellt, dass sowohl das Unternehmen als auch die beteiligten Personen unter gerechten Bedingungen agieren, was langfristig zu einem stabileren und vertrauensvolleren Umfeld führt.
Accelerated Vesting für Gründer und Unternehmen
Acc. Vesting ist ein Mechanismus, der es den Inhabern von Aktienoptionen o.ä. ermöglicht, ihre Anteile schneller als ursprünglich im Vesting-Plan vorgesehen zu erhalten. Dieses Konzept findet häufig in Start-ups und technologieorientierten Unternehmen Anwendung, in denen Aktienoptionen als ein zentrales Element der Incentivierung genutzt werden. Es spielt vor allem in Situationen wie Übernahmen, Fusionen oder dem Ausscheiden von Schlüsselpersonen eine wichtige Rolle.
Was ist Acc. Vesting?
Acc. Vesting verkürzt diesen Zeitrahmen und erlaubt es, sofort oder in deutlich kürzerer Zeit auf die Anteile zuzugreifen. Diese Beschleunigung kann vollständig sein (Full Acceleration) oder teilweise (Partial Acceleration), je nach vertraglicher Vereinbarung. Besonders häufig tritt dieses Szenario im Falle einer Unternehmensübernahme oder Fusion auf. Wenn ein Unternehmen gekauft wird, möchten die neuen Eigentümer oft sicherstellen, dass wichtige Mitarbeiter weiterhin motiviert bleiben oder dass diese vor ihrem Ausscheiden schnell ihre vollen Ansprüche erhalten.
Vorteile und Anwendungsfälle
Acc. Vesting wird oft als Anreiz für Führungskräfte oder Schlüsselpersonen eingesetzt, die das Unternehmen verlassen oder bei einer Übernahme bleiben sollen. Für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet es eine vorzeitige Auszahlung oder den Erhalt ihrer vollen Beteiligung, was in finanzieller Hinsicht äußerst attraktiv sein kann. Auch im Falle des Ausscheidens von Gründern wird oft eine beschleunigte Zuteilung angewandt, um die entstandene Arbeit und den bisherigen Beitrag zum Unternehmen zu honorieren.
Die Vesting Form stellt somit eine flexible Möglichkeit dar, um auf unternehmerische Veränderungen zu reagieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Interessen von Schlüsselpersonen und Investoren gewahrt bleiben.